Description |
Kants Kritik der reinen Vernunft ist eines der einflussreichsten Werke der Philosophiegeschichte. Kant untersucht dort die Frage, "wie synthetische Urteile a priori möglich sind", oder, gleichbedeutend, wie es sein kann, dass wir ohne Erfahrung Erkenntnis über die Wirklichkeit erwerben können, anders formuliert, wie Metaphysik möglich ist. So entwickelt Kant ein System, in dem die Vernunft zentraler Akteur ist, also sowohl Subjekt und Objekt der Kritik, allerdings begrenzt in ihrer Anwendung, nämlich auf Erfahrung und Handlung. Einerseits bedeutet das die Analyse dessen, was für eine Erfahrung (also v.a. wissenschaftliche Erkenntnis) notwendig ist, anderseits, dass die traditionellen Ansprüche der Metaphysik in ihre Schranken gewiesen werden: Es gibt keine Erkenntnis von der Welt als Totalität, von der Seele oder von Gott. Denn über die Erfahrung hinaus ist keine Erkenntnis möglich, auch wenn solche Begriffe denkbar bleiben. Ein Hauptanliegen ist es dagegen, die kausale Struktur der Welt mit der menschlichen Freiheit vereinbar zu machen. Dem soll damit Genüge getan werden, dass Erkenntnis sich auf Erscheinungen bezieht, Handlungen auf die Noumena. Im Kurs werden wir Kants Grundgedanken anhand ausgewählter Passagen aus der Kritik der reinen Vernunft (Einleitung, Transzendentale Ästhetik, Teile der Transzendentalen Analytik, Teile der Transzendentalen Dialektik) rekonstruieren und diskutieren. Hauptthemen sind: die Vermögen des menschlichen Gemüts, apriori vs. aposteriori, analytisch vs. synthetisch, Raum, Zeit, Kausalität, Objektivität, das Ich, Kategorien, Freiheit, Gott.
Es wird ein Tutorium angeboten; der Besuch des Tutoriums ist Pflicht für den Erwerb der ECTS Punkte, wie auch das Stellen und die Beantwortung von Fragen im Plenum. Eine schriftliche Klausur findet am Ende des Semesters statt. Vor dem Semester sollte möglichst viel von der zweiten Ausgabe von 1787 (B) gelesen werden. Auf diese Ausgabe werden wir uns konzentrieren.
Text: Kant, Immanuel: "Kritik der reinen Vernunft", nach der ersten und zweiten Originalausgabe herausgegeben von Jens Timmermann, mit einer Bibliographie von Heiner Klemme- Meiner, Hamburg, 1998.
Zur Einführung:
Rohlf, Michael, "Immanuel Kant", The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Fall 2020 Edition), Edward N. Zalta (ed.), URL = https://plato.stanford.edu/archives/fall2020/entries/kant/.
Hans Michael Baumgartner: Kants "Kritik der reinen Vernunft" Anleitung zur Lektüre. Freiburg/München 2006.
Holm Tetens: Kants "Kritik der reinen Vernunft". Ein systematischer Kommentar. Stuttgart. 2006. |