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Popkultur ist ein globales, facettenreiches Phänomen, dem Attribute wie Freiheit, Konsum oder Subversion zugeschrieben werden. Popkultur ist einer breiten Masse zugänglich und bietet Lebensstile an, die ohne Zwang und Verpflichtung angeeignet oder weiterentwickelt werden können und sich somit zumindest teilweise einer politischen Kontrolle entziehen. Und westliche Popkultur gelangte durch neue Medien seit den späten 1950er Jahren auch in die Sowjetunion, wo es jedoch das Ideal einer staatlich gesteuerten Kultur gab, die einerseits eine ideologisch korrekte Hochkultur oder sozialistische Folklore favorisierte. Wie reagierten offizielle Stellen wie Geheimdienste, Jugend- und Parteiorganisationen auf jugendlichen "Eigensinn" und wirkungsmächtige Kulturtransfers aus dem "dekadenten" Westen? Führten Rock, Disko oder Punk eher zu einer Entpolitisierung, oder zu einem Freiheitsdrang, der zur inneren Auflösung der sowjetischen Gesellschaft in den 1980er Jahre führte? Weiter soll danach gefragt werden, wie sich Popkultur im Alltag auswirkte. Dies betrifft die materielle Kultur, die Freizeitgestaltung, Konsumpraktiken aber auch gender-Entwürfe und Stereotype. Welche Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit waren mit der Popkultur und den entsprechenden Idolen verbunden? Wie wandelten sich Verhaltensweisen, wo wurde Differenz bestätigt oder dekonstruiert? Das Seminar bietet einen Einblick in die späte Sowjetzeit, in das mittlerweile etablierte Forschungsfeld der Popkultur und der Transfer- und Verflechtungsgeschichte.
Einführende Literatur:
− Fiske, John: Lesarten des Populären, Wien 2000
− Hecken, Thomas: Pop: Geschichte eines Konzepts 1955-2009, Bielefeld 2009
− http://soviethistory.msu.edu/theme/youth/
− Risch, Wiliam Jay: The Ukrainian West: Culture and the Fate of Empire in Soviet Lviv, Cambridge, Mass. 2011
− Žuk, S. I.: Rock and Roll in the Rocket City: The West, Identity and Ideology in Soviet Dniepropetrovsk, 1960-1985, Washington, D.C. 2010 |