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Im Sommer 2019 findet zum 13. Mal die Schweizerische Plastikausstellung in Biel statt. Die Ausstellung besteht in diesem Jahr aus einer mehrdimensionalen Bühnen- und Pavillonarchitektur des in Bern geborenen Künstlers Thomas Hirschhorn (*1957). In der sogenannten Robert-Walser-Skulptur sollen über insgesamt 86 Tage hinweg verschiedene Bürgerinitiativen ein Forum finden – geplant sind so unterschiedliche Formate wie Wanderungen, tägliche Vernissagen, eine Cantina, ein Esperanto Kurs, ein TV-Studio. Auf der begleitenden Website wird bereits der Aufbau als gemeinschaftsstiftendes Projekt inszeniert, mit dem Bieler Bewohner*innen sich ihr eigenes Kunstprojekt bauen.
Das Proseminar diskutiert Beispiele schweizerischer und internationaler Skulpturenprojekte seit den 1970er Jahren, die sich im urbanen Raum verorten. Das Proseminar geht dabei von der These aus, dass in der Gegenwartskunst zunehmend performative und gemeinschaftsbasierte Projekte wie dasjenige Hirschhorns an die Stelle von statischer Repräsentationsskulptur treten. Die damit verbundenen Vorstellungen von Öffentlichkeit, Engagement, Teilhabe sowie Autorschaft gilt es anhand von Fallstudien kritisch zu diskutieren.
Im Proseminar wird ein Vokabular zur Beschreibung und Analyse verschiedener Gattungen von zeitgenössischer Skulptur im öffentlichen Raum erarbeitet: Was unterscheidet ein Denkmal von Kunst am Bau-Projekten, wie definiert sich eine Intervention? Welche Konzepte und Kategorien der Theoretisierung von Kunst im öffentlichen Raum entwickelte die Kunstgeschichte spezifisch im Hinblick auf die gegenwärtige Kunstproduktion (Ortsspezifität, Partizipation, multiple Autorschaft, etc.).
Literatur:
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Ruhl, Carsten, Mythos Monument. Urbane Strategien in Architektur und Kunst seit 1945, Bielefeld: transcript 2011.
Schneemann, Peter J. / Andreas Fiedler (Hg.), Freiraum und Funktionsraum. Der Kunst- und Bau-Wettbewerb auf dem Areal des Inselspitals Bern, Ostfildern: Hatje Cantz 2007.
Mechtild Widrich, Performative Monuments. The Rematerialisation of Public Art, Manchester: Manchester University Press 2014. |