Description |
Sexualisierte Gewalt ist durch die #MeToo-Bewegung einmal wieder in den Fokus der gender- und gesellschaftspolitischen Debatten gerückt. Doch begleitet uns die Auseinandersetzung mit dem Thema seit der Antike. Ziel des Seminars wird es sein, Darstellungen sexualisierter Gewalt in literarischen Texten von der Antike bis zur Gegenwart zu diskutieren. Dabei wird es darum gehen, verschiedene Konzepte sexualisierter Gewalt (Notzucht, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, strukturelle Gewalt) mit Blick auf Konzeptionen von Körper, Geschlecht, Liebe, Sexualität, Ehre und Macht/Gewalt in den jeweiligen historischen, kulturellen und sozialen Kontexten zu betrachten. Mit Blick auf die literarischen Texte sollen Möglichkeiten, Probleme und Grenzen der sprachlich-narrativen Darstellbarkeit sexualisierter Gewalt und deren Folgen ausgelotet werden. Darüber hinaus werden aktuelle Theorien und Konzepte zur Diskussion gestellt, die sexualisierte Gewalt als Kulturtechnik im Sinne einer kulturellen Praxis der Konditionierung und Unterdrückung bestimmter Gruppen (insbesondere Frauen und Kinder) begreifen (Stichwort: Rape Culture). Dazu zählt insbesondere auch die Instrumentalisierung sexualisierter Gewalt in kriegerischen Konflikten, die jüngst offiziell als „Kriegswaffe“ anerkannt wurde. Ausgehend von Figuren und Themen aus der antiken griechischen Mythologie (Philomela, Arachne u.a.) wird sich die Seminarlektüre weitgehend auf die Diskussion deutschsprachiger Texte konzentrieren (Lyrik, Prosa, Drama), in denen sexualisierte Gewalt ein zentrales Thema ist: u.a. Lessings „Emilia Galotti“, Goethes „Heidenröslein“, Dramen des Sturm und Drang (u.a. Wagners „Die Kindermörderin“), Kleists „Die Marquise von O…“, Elfriede Jelineks „Lust“, Inka Pareis „Die Schattenboxerin“, Karen Duves „Regenroman“, Dea Lohers „Tätowierung“, Thomas Jonigks „Täter“, Thomas Melles „Bilder von uns“ und – ganz aktuell – Bettina Wilperts Roman „nichts, was uns passiert“ von 2018.
Ein detaillierter Seminarplan und weitere Literaturhinweise werden in der ersten Sitzung vorgestellt. Texte und Materialien zu den einzelnen Sitzungsthemen werden (sofern schwer verfügbar) zur Verfügung gestellt.
Literatur
Primärtexte:
- P. Ovidius Naso [Ovid]: Metamorphosen [6. Buch]. Lateinisch/Deutsch. Übers. u. hrsg. von Michael von Albrecht. Stuttgart: Reclam 1994.
- G. E. Lessing: Emilia Galotti. Stuttgart: Reclam 1986.
- Friedrich Schiller: Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Stuttgart: Reclam 1986.
- Heinrich Leopold Wagner: Die Kindermörderin. Stuttgart: Reclam 1986.
- J. M. R. Lenz: Die Soldaten. Stuttgart: Reclam 1986.
- J. M. R. Lenz: Der Hofmeister. Stuttgart: Reclam 1986.
- Heinrich von Kleist: Die Marquise von O… / Das Erdbeben in Chili. Stuttgart: Reclam 1986.
- Heinrich von Kleist: Die Herrmannsschlacht. Studienausgabe. Stuttgart: Reclam 2011.
- Marie von Ebner-Eschenbach: „Die Totenwacht“ / „Der Erstgeborene“ (Erzählungen). In: Dies.: Aphorismen, Erzählungen, Theater. Hrsg. von Roman Roçek. Berlin: Verlag Volk und Welt 1988, S. 251-270 bzw. S. 363-442.
- Anonyma: Eine Frau in Berlin. Tagebuchaufzeichnungen vom 20. April bis 22. Juni 1945. Mit einem Nachwort von Kurt W. Marek. Frankfurt a.M.: Eichborn Verlag 2003.
- Elfriede Jelinek: Lust. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag 1989.
- Inka Parei: Die Schattenboxerin. Frankfurt a.M.: Schöffling & Co. 1999.
- Karen Duve: Regenroman. 6. Aufl. Berlin: List Taschenbuch 2006.
Fortsetzung s. KVV |