Description |
Das Seminar (nur für Master-Studierende) beschäftigt sich mit der linguistischen, politischen und historischen Einbettung von Konfliktnarrativen auf staatspolitischer, medialer und gesellschaftlicher Ebene in Russland und der Ukraine. Das Zeitfenster der Analyse erstreckt sich von Herbst 2014 (Maidanproteste; Beginn der kriegerischen Handlungen in der Ostukraine) bis Februar 2022 (Russischer Einmarsch in der Ukraine). Dieses Zeitfenster eignet sich insbesondere auch dazu, Materialien aus den nicht-kontrollierten «Volksrepubliken» Donezk und Luhansk zu analysieren. Ausgehend von Schlüsselmomenten zum russisch-ukrainischen Konflikt auf offizieller Ebene, wie sie in Reden von Spitzenpolitikern, Einführung neuer Gesetze, spezifische Events etc. zum Ausdruck kommen, wird das mediale und gesellschaftliche Umfeld auf Echos, Gegenreaktionen und andere Verbindungen zum offiziellen Diskurs untersucht. Primärquellen aus Russland, der Ukraine und aus den nicht-kontrollierten Gebieten um Donezk und Luhansk dienen als Ausgangspunkt zur Analyse der Narrative verschiedener politischer Akteure (Präsidialwebsites, Website von Parlamenten, Massenmedien, digitale Netzwerke etc.). Die aus diversen politischen Ebenen gesammelten Daten werden nach Methoden der thematischen und narrativen Analyse, in der Soziologie auch «qualitative Inhaltsanalyse» genannt, untersucht (Wer ist der/die Sprechende? Wer sind die AdressatInnen? Was ist die politische Message?) und um weitere linguistische Dimensionen, wie z.B. die semantische Analyse von Metaphern bzw. zentraler Konflikt-Terminologie ergänzt. Die so gewonnenen Narrative und sprachlichen Schlüsselbegriffe werden in Zusammenhang gesetzt mit ihrem politischen und gesellschaftlichen Kontext.
Deutsch, Lektüren auch auf Englisch
Einführende Literatur
• Auerbach, Yehudith. "The reconciliation pyramid—A narrative‐based framework for analyzing identity conflicts." Political Psychology 30.2 (2009): 291-318.
• Federman, S. (2016) Narrative approaches to understanding and responding to conflict. International Journal of Conflict Engagement and Resolution, 4(2), 154-171.
• Mayring, P. (2015) Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 12., überarb. Aufl. Weinheim: Beltz.
• Melnyk, Oleksandr. "From the “Russian Spring” to the Armed Insurrection: Russia, Ukraine and Political Communities in the Donbas and Southern Ukraine", The Soviet and Post-Soviet Review 47, 1 (2019): 3-38
• Weiss, D. (2020a): The Ukrainian nation – stepmother, younger sister or stillborn baby?: Evidence from Russian TV debates and related political sources (2013–15), in N. Knoblock (Hrsg.): Language of Conflict: Discourses of the Ukrainian Crisis. London, S. 117–136.
• Weiss, D. (2020b): Der Ukraine-Konflikt im Spiegel einer kontrastiv-quantitativen Diskursanalyse: methodologische Grundlagen. In: M. Scharlaj (Hrsg.): Language and power in Discourses of conflict. Berlin-Bern-Bruxelles, S. 15-48. |