Description |
Die Sonne ist Ausgangspunkt für Leben auf der Erde. Sonnenlicht und -wärme sind seit jeher wichtige Faktoren in der Gestaltung, Realisierung und Bewertung von Architektur und Städtebau. Doch ohne architektonischen Schutz vor Sonneneinstrahlung und Hitze wäre ein Überleben vielerorts nicht möglich. Welche historischen und zeitgenössischen Strategien und Typologien gibt es in der Architektur, um die Sonne hereinzulassen und sich gleichzeitig vor ihr zu schützen?
Schlagworte wie Energieeffizienz und energetische Ertüchtigung prägen die aktuelle Architektur- und Denkmalpflegedebatte. Photovoltaik gilt dabei als eine der vielversprechendsten Technologien der Klimatransformation: weg von fossilen Brennstoffen und hin zu nachhaltiger Energie. Im Forschungsfeld der interdisziplinären Energy Humanities werden «Solarities» aktuell als mögliche Lösungsweg hin zur Klima- und Energiegerechtigkeit diskutiert (Vemuri/Barney 2022). Doch was bedeutet das für die zeitgenössische Architektur oder Bauen im Bestand? Ist mit einer neuen Ästhetik der «Solar Architecture» zu rechnen? Wir werden im Gespräch mit Photovoltaik-Expert:innen das Potenzial für Architektur und Denkmalpflege ausloten. Das Seminar verbindet die aktuellen Debatten mit einschlägigen Case Studies aus der Architekturgeschichte. Welche typologischen, städteplanerischen, technologischen und ästhetischen Ansätze, die auf und mit der Sonne interagieren, wurden seit der Frühen Neuzeit entwickelt? Ob symbolisch aufgeladen wie der Radialplan von Versailles unter Sonnenkönig Louis XIV, typologisch-markant wie die Entwicklung der Orangerien und Palmenhäuser oder politisch motiviert, wie die Erdhügel-Architektur der Erdölkrise der 1970er Jahre – die Sonne war schon lange vor Photovoltaik ein zentraler Faktor in Entwurf, Planung und Nutzung von Architektur.
Anforderungen sind die regelmässige Teilnahme (max. 2 Absenzen) und die aktive Beteiligung an den Sitzungen mit Referat o.ä. Der abschliessende Leistungsnachweis erfolgt in Form einer Seminararbeit. Es sind max. 2 Absenzen möglich.
Literatur:
Solaris, Heftreihe von Hochparterre für Solarenergie.
Borasi, Giovanna, und Mirko Zardini, Hrsg. Sorry, out of gas: Architecture's Response to the 1973 Oil Crisis. Montréal: Canadian Centre for Architecture, 2007; Ausst.-Kat.
Calder, Barnabas. Architecture: From Prehistory to Climate Emergency. London: Pelican, 2021.
Condak, Christina, Michelle Howard, Christina Jauernik, Linda Lackner, Lisa Schmidt-Colinet, Angelika Schnell, und Eva Sommeregger, Hrsg. Wiener Hitze: Architecture and Storytelling in Times of Heat. Zürich: Park Books, 2023.
Graser, Jürg, Astrid Staufer, Damaris Baumann, und Christian Meier, Hrsg. Architektur Klima Atlas: Klimabewusst Entwerfen in Geschichte, Forschung und Praxis. Zürich: Park Books, 2023.
Just, Marcel, Friedrich Achleitner, Tania Prill, Alberto Vieceli, und Marcel Adam Just, Hrsg. Arosa: Die Moderne in den Bergen. Zürich: gta Verlag, 2007; Ausst.-Kat.
Roesler, Sascha. City, Climate, and Architecture: A Theory of Collective Practice. Klima Polis. Berlin/Boston: De Gruyter, 2022. https://doi.org/10.1515/9783035624168.
Vemuri, Ayesha, und Darin Barney, Hrsg. Solarities: Seeking Energy Justice. Minneapolis, London: University of Minnesota Press, 2022. |